Sonntag, 9. August 2009

Endlich Schneider heissen

Pointierte Geschichten haben mich direkt an eine Story erinnert und hab sie mal aufgeschrieben. In jedem Fall muss man mit der Pointe anfangen, wie bei einem Witz. Zumindest im Konzept. Diese Geschichte hier hat eigentlich keine wirklich Pointe aber ist m.E. aufschreibenswert.


Titel: Endlich Schneider heissen

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich danach sehnen würde, Schneider zu heissen. Allerweltsname, wird in Cliquen gerne statt Vorname verwendet. "Ey Schneider, bring mir mal ein Bier mit".

Trotzdem passiert.

Mittwoch Abend, Spanischkurs. Anschließend fragen mich zwei Mitstreiter, ob wir zu dritt nicht noch was trinken gehen wollen. Es ist warm, ein lauer Sommerabend, also willige ich ein. Nette Runde, ein Typ und ein Mädel, beide Ende 30, typisch Kölner Art, nett und aufgeschlossen. Es wird also schnell locker und humvorvoll und sehr früh kommen auch persönlichere Themen auf. Nach einer Stunde ertappe ich uns dabei, wie wir über einen gemeinsamen Berlin-Trip reden. Über's Wochenende, mal richtig einen drauf machen. Wir könnten alle bei ihren Eltern pennen. Dann erzählt sie von ihrer Spinnenphobie. Das Thema geht auf Insekten über und ich gebe eine Anekdote aus England zum besten:

Da bin ich mal mitten in der Nacht völlig schlaftrunken auf die Toilette, hab den Deckel hochgeklappt und sah einen dicken fetten Weberknecht in der Schüssel sitzen. Ich dachte mir, alles klar, du bleibst da in der Schüssel sitzen, ich pass auf und du kriegst schon nichts ab. Als ich also gerade loslegen wollte, fliegt der Junge los und mir doch direkt in ein Hosenbein der Boxershort rein. Alles was ich so schnell noch rauskriegen konnte war "Nicht da rein!". Drinnen gabs dann ordentlich Gezappel und ich sah mich am Ende gezwungen, seinem Leben mehr durch Drücken als durch Schlagen ein Ende zu machen.

Als ich die Geschichte zu Ende erzählt habe, fragt mich die Spinnenphobikerin, wie sich das denn für mich angefühlt hat, als der da so auf der Haut war. Und jetzt passiert das Malheur. Ich sage: "Am Anfang ganz interessant. Mit 6 Beinen und 2 Flügeln konnte der Junge ganz schön Gas geben". Die beiden brechen in Gelächter aus. Meine Ergänzung, dass es im zweiten Moment eklig und unangenehm war, kommt natürlich zu spät. Als sich das Gelächter beruhigt, versuche ich direkt ein anderes Gesprächsthema zu eröffnen. Vergebens. Es geht nur noch um den Weberknecht. Immer wieder Nachfragen, nochmals die Details, nochmal die ganze Geschichte. Ich will krampfhaft von dem Thema weg und ich weiss auch warum: wir bestellen noch ein Bier und schon werde ich zum ersten Mal mit "Weberknecht" angeredet. Danach folgt jedes Mal Gelächter. Mein Intervenieren ist zwecklos. Immer öfter fällt der neue Name, auch an Nebentischen wird geschmunzelt. Also beklage ich mich nochmals etwas sachlicher. Von wegen dass das ja wirklich kein schöner Spitzname wäre. Erst werde ich extra nochmal Weberknecht genannt, dann folgt wieder Gelächter, aber schließlich kommt das Angebot. Na gut, vielleicht nennen wir dich dann Schneider. Bei mir macht sich Hoffnung breit. Schneider ist besser als Weberknecht. Das könnten andere Leute für meinen Nachnamen halten. Danach rutscht beiden doch immer wieder Weberknecht raus, gefolgt von Gelächter. Und ich will nur noch Scheider heissen.

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