...

Letztens stand ich dann an einem verregnetem Tag in der Daemmerung an der Bushaltestelle in Withington vor der Buecherei und musste ewig warten. Und dann ereignete sich etwas seht merkwuerdiges. Es hatte bereits aufgehoert zu regnen und in der Stille nach dem Regen, vom Daemmerungslicht hochatmosphaerisch, passierte es dann: Die sich langsam voranschleppende Autokolonne lichtete sich und fuer einige Sekunden war kein Auto zu sehen - nahezu alle Geraeusche schienen zu verstummen und es herrschte absolute Stille. Und in dieser Stille erklang ein langsam lauter werdendes Klappern, ein Klacken, ein Trappeln, wie viele, kleine Fuesse mit Metallsohlen. Das Geraeusch scheint von stadtauswaerts zu kommen und als ich meinen Kopf nach rechts schwenke, sehe ich eine uralte, majestaetische Kutsche herankommen. Schwarze, starke Pferde mit schwarzen Umhaengen ziehen eine grazile, hochgebaute, schwarze Kutsche, auf der ein alter, weisshaariger Mann sitzt und die Pferde lenkt. Er ist ebenfalls schwarz gekleidet, traegt eine Art Frack, einen hohen, zylinderartigen Hut und hat einen versteinerten Gesichtsausdruck. Mit ernster Miene sitzt er da, wie eingefroren. Als die Kutsche naeher kommt, sehe ich, dass es sich um keine normale Kutsche handelt: Sie ist an den Seiten geschlossen, keine Fenster, keine Tueren, nichts: bloss ein verzierter, schwarzer, hoher Kasten. Nach hinten faellt dieser schwarze Kasten ab und im Vorbeifahren wird deutlich, dass der Kasten Unterbau ist fuer das, was sich auf dem abfallenden Teil des Kastens befindet: Ein Sarg aus Glas. Irgendwie scheint er beleuchtet zu sein, doch kann ich nicht genau erkennen, was in dem Sarg ist. Er besteht aus duennen, feinen, schwarzen wahrscheinlich hoelzernen Kanten, die die glaenzenden Glasflaechen umfassen. Am Ende der Kutsche stehen rechts und links zwei schwarze Laternen empor, in denen die Flammen leicht flackern. Nach wie vor scheint absolute Stille zu herrschen, bis auf das hohe, eiserne Klappern der Hufen. Die Kutsche faehrt vorbei und es folgt eine Kolonne schwarzer, maechtiger, ebenfalls sehr alter Limousinen. Fuenf oder sechs dieser sehr ernst wirkenden, glaenzenden Oldtimer aus den 40er Jahren schleichen langsam hinter der Kutsche her, scheinbar lautlos. Auch der letzte Wagen verschwindet links von mir hinter einer Hecke und noch fuer einige Sekunden scheint alles Still, bevor sich wieder eine Autokolonne der Berufspendler vorbeischiebt und der typische Grossstadtlaerm einsetzt.

nicht von Je-guil sondern von Uzumaki

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