Suchen! Search! Rechercher! Buscar!

Lange trage ich schon diese schweren Gedanken mit mir herum und in den letzten Wochen habe ich immer wieder gedacht, dass ich hier etwas dazu schreiben muss. Um mich selbst von der schweren Last zu befreien, um die ganze Welt auf das Problem hinzuweisen, um das Ausmaß der Krise Schwarz auf Weiss zum Ausdruck zu bringen. Im allerletzen Moment habe ich mich dann aber doch immer wieder selbst beschwichtigen können und mir auferlegt, geduldiger zu sein, die Hoffnung nicht aufzugeben und die Katastrophe nicht heraufzubeschwören. Das wird schon wieder. Bald schon ist alles vorbei.

Doch jetzt, zur Mittagszeit am Ostersonntag, ist der Punkt gekommen, an dem es nicht mehr länger geht. Keine weitere Sekunde mehr. Es muss jetzt es einfach raus: Seit dem 28. Februar 09 haben wir keine neuen Suchtreffer mehr im kursiv bekommen. Nicht, dass wir etwa über langweilige oder wenig berauschende Suchbegriffe gefunden worden wären, wie es in der Vergangenheit schon so manches Mal war, nein, unsere geistigen Ergüsse sind seit 6 Wochen schlicht überhaupt nicht gesucht worden. Weder mit uninteressanten noch mit unverständlichen oder unsinnigen Suchbegriffen. Sondern gar nicht. Null.

Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber je länger dieser Zustand anhält, desto schlechter geht es mir und es ist zutreffend zu sagen, dass ich in eine handfeste Krise hineingeraten bin und einen Tiefpunkt erreicht habe, der so tief ist, das ich schon gar nicht mehr weiss, wie tief er ist. Gerade am Osterfest wird mit mir einer Wucht bewusst, welch zentrale Rolle die Suchbegriffe mittlerweile in meinem Leben eingenommen haben. Nicht bloß das tägliche Ritual, die Liste der Suchbegriffe aufzurufen und auf neue Einträge hin zu überprüfen, ein wiederkehrendes Ritual, das Ruhe und Halt vermittelt. Nein, hier geht es um mehr. Viel mehr. Die Suchbegriffe schaffen eine Art thematischen Rahmen für mein Leben, eine Art Interpretationshilfe, eine Brille, durch die ich Welt um mich herum sehe. Sie ermöglichen mir, Zusammenhänge zu erkennen, ordnen das, was um mich herum geschieht und liefern so Erklärungsmodelle für meine Umwelt - kurz, sie sind sinnstiftendes Element in meinem Leben geworden. Im Grunde sind die einzelnen Begriffe dies immer so lange, bis neue Suchbegriffe auftauchen, die die vorherigen ablösen oder mit den vorherigen zu einem neuen Begriffskomplex verschmelzen. Seit sechs Wochen fehlt nun der Sinn in meinem Leben, die Ordnung, die Zusammenhänge, das große Ganze.

Wie problematisch das ist, habe ich selbst erst erkannt, als ich mich bei dem Gedanken erwischt habe, selbst ein paar Suchbegriffe in eine Suchmaschine einzutippen und auf das kursiv zu navigieren. Das Schicksal also selbst in die Hand nehmen, nicht bloß herumsitzen und abwarten, sondern etwas tun, die Ärmel hochkrempeln und Veränderung herbeiführen. Doch ich habe unendlich große Angst, die falschen Begriffe einzugeben. Und so bin ich gefangen in meiner Sinnleere, in der ich mir nichts mehr wünsche, als das irgendjemand irgendwo auf dieser Welt irgendwelche Begriffe in eine Suchmaschine eintippt und auf das kursiv aufmerksam wird. Ostern ist auch ein Fest der Hoffnung und der Befreiung.

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