Mittwoch, 2. März 2005

Stirn reiben

Ich habe sowas von kein Bock mehr. Bin mir auch echt nicht sicher, ob ich gut vorbereitet bin für morgen, aber nützt jetzt ja eh nichts mehr.
Aber in meinem sonst so tristen Lernalltag habe ich jetzt doch etwas, über das ich mal schreiben muss:
Es handelt sich hierbei um eine Frau. Keine sehr schöne Frau, eher ekelig, vielleicht Mitte dreissig und die ich auf Grund ihrer Eigenarten als eigenwillig beschreiben würde, vielleicht auch als total durchgeknallt. Wenn ich hier an meinem Rechner sitze, kann ich auf die andere Straßenseite schauen. U.a. auch auf das schon seit Ewigkeiten leerstehende Geschäft, mit Wohnungen darüber. Das Geschäft unten besteht nur aus einer Fensterfront und aus einem Eingang aus Glas. Direkt daneben ist auch der Eingang zu den Wohnungen und die Klingeln. Dieser Eingangsbereich ist etwas zurückgesetzt, so dass eine kleine Niesche entsteht. Und die besagt Frau hat es irgendwie mit dieser Niesche. Sie scheint geplagt zu sein von diversen Zwängen, die mit dieser Örtlichkeit zu tun haben. Jetzt im Winter haben sich ihre Rituale etwas erweitert, im Sommer bringt sie nur die abgespeckte Version. Sie hat immer eine vollgepackte grüne Tasche um die Schulter hängen und kommt meist von der linken Seite. Dann geht sie in die Niesche und stellt die Tasche auf den Boden. Im Winter, also jetzt, macht sie sich zuerst untenrum frei und pinkelt in die Niesche. Zumindest vermute ich das, denn sie geht in die typische Hockstellung. Danach richtet sie sich auf, zieht den Schlüpfer so hoch, dass er den Pullover fein warm in sich aufnimmt und da scheint es ihr egal zu sein, das man ihren Bären sieht, den sie übrigends bei Gelegenheit auch mal im Sommer den vorbeifahrenden Autos zeigt, in dem sie ihren Rock kurz und schnell anhebt. Aber nur so kurz, dass es kaum jemand bemerken dürfte. Auf jeden Fall zieht sie sich danach die Hose hoch und fängt an in ihrer Tasche zu kramen. Dort holt sie eine Bürste raus, nimmt ihre rote Mütze ab und bürstet sich die Haare. Das aber auf eine merkwürdige Weise, indem sie in regelmäßigen schwungvollen Bewegungen den Kopf nach vorn und zurückwirft. Wenn sie das zu ihrer Zufriedenheit erledigt hat nimmt sie sich einen Lappen, oder vielleicht auch ein altes T-shirt aus der Tasche und reibt sich die Stirn. Auch dieses wieder sehr sorgfältig und mit einer Inbrunst, dass es weh tun muss. Danach noch eine Schluck aus ihrer grünen Flasche, ich glaube es ist Wasser. Dann kann es durchaus passieren, dass sie sich nocheinemal die Stirn reibt oder nocheinmal den Bürstenvorgang wiederholt. Danach packt sie alles zusammen und geht meistens, nicht immer, um die Hausecke richtung Parkplatz. Es kommt aber auch vor, dass sie Richtung Innenstadt abzieht. Im Sommer habe ich sie nur Sonntags so beobachten können. In letzter Zeit passiert das an allenmöglichen Tagen. Ich muss mal auf die Uhrzeit schauen, würde mich nicht wundern, wenn sie sich täglich um 14.28 die Stirn reibt.

Was macht sie, wenn das Geschäft mal wieder genutzt wird?

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