Dienstag, 22. Februar 2005

Werbung

Das ist eine sehr interessante These. Deine Frage folgt aber zurecht: Wieso gibt es die Grenze scheinbar noch immer? Und wie legitimiert sich die generelle Annahme, dass es Kunst und Nicht-Kunst bzw. Hoch- und Massenkultur gibt heutzutage? Dein Verweis auf das Bildungsbuergertum ist sicher richtig, aber ist das auch heute noch ein Motiv? Soziale Identifikation und Abgrenzung? Das korrespondiert ja zu einem guten Teil mit dem Elitismus, dem ja auch eine Abgrenzung inhaerent ist. Ich muss da nochmal in Ruhe weiterdenken.

Hoer endlich auf die Absurditaet zu multiplzieren und Suchanfragen zu kommentieren. Wir sind bei deinem derzeitigen Lieblingsbegriff "Einl..f" bei google schon auf Seite 9. Ich stelle mich dir entgegen und versuche jetzt mal, daskursiv aus dem derzeitigen medizinisch-pornographischen Umfeld weiter in Richtung Medienwissenschaft zu schreiben.

Habe naemlich gerade gelesen, dass die franzoesische Traditionszeitung Le Monde vermutlich einen Finanzpartner gefunden hat, um der wirtschaftlichen Krise zu entkommen. Und zwar handelt es sich um den spanischen Medienriesen Grupo Prisa, der in Spanien im Zeitungs- und Rundfunkmarkt sehr aktiv ist. Ich hoffe nun aus rein studientechnischen Gruenden, dass der Deal moeglichst bald realisiert wird und Prisa sich einen grossen Anteil an Le Monde angelt, weil das ja meine These der Subregionalitaet im Hinblick auf die Globalisierung der Kapitaleignerstrukturen von europaeischen Medienunternehmen weiter untermauern wuerde.

Ausserdem habe ich gestern im Bus mal laenger ueber die Natur und Eigenschaften von Werbung nachgedacht und bin auf die Nichtfunktionalitaet von Werbung gekommen. Gerade in Anbetracht der Nutzwert und Tauschwert-Idee nach Marx und auch Adorno bleibt Werbung doch scheinbar absolut nutzwertleer. Werbung erscheint wie ein Pilz, der sich auf alles erdenkliche draufsetzt, von jeglichen Aussenflaechen, ueber Zeitschriftenseiten bis TV-Sekunden. Werbung sitzt wie ein Krake auf Raum und Zeit, aber ist eigentlich nie originaerer Nutzen. Eher ein vermeintlicher Nebennutzen, der aber doch fuer die Gesellschaft eigentlich gar keinen Nutzen darstellt. Werbung ist also wie eine Infektion, die alles befaellt, aber darunter laeuft das Leben weiter. Doch scheinbar gibt das System Werbung den Takt an und alles dreht sich darum. Die entscheidende Frage, die ich mir stelle, klingt einfach, aber scheint gar nicht so einfach zu beantworten zu sein: Was waere ohne Werbung? Gaebe es irgendwelche unvermeidlichen Nachteile?

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Bin gerade über folgenden Absatz gestolpert, der, wenn ich deine Fragen richtig verstanden habe, hilfreich sein könnte:
Bis Mitte der 60er Jahre blieb trotz der unterschiedlichen Wertungsansätze eine Annahme konstant: Es besteht relative Einigkeit darüber, was als Kunst zu gelten hat und was nicht. Die Theorien dienen eher dazu, den bestehenden Kanon begründen zu können.
Die Wertungsdiskussion seit Ende der 60er Jahre ist durch eine programmatische Abkehr von grundlegenden Voraussetzungen traditioneller Wertungstheorien gekennzeichnet: mit der Veränderung des Literaturbegriffs zum Textbegriff ist die klassisch-romantische Kunstnorm aufgehoben, die autonomie- und werkästhetische Fundierung des Literaturbegriffs wird aufgelöst, die Grenzen zwischen Kunst und Nicht-Kunst werden nivelliert und damit das kulturelle Erbe in Frage gestellt, der literarische Wertbegriff wandelt sich. Seit der Entwicklung des Literaturbegriffes zum Textbegriff gibt es keinen selbstverständlichen Konsens mehr über das, was als Literatur zu gelten hat.

Dennoch ist diese Entwicklung wohl nicht konstant geblieben, da man Konsalik nie in der Schule lesen würde. Es bleibt auf jeden Fall der Unterschied zwischen Literatur und Trivialliteratur. Vielleicht hat sich der Unerschied einfach wieder eingeschlichen. Dann wäre die Frage: warum?

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Von deiner Elitarismusvorstellung kann ich dich sicher nicht abbringen, da sie sicher auch nicht falsch ist.
Ursprünglich hatte die Literatur u.a. auch die Funktion der "Distinkion". Das Bildungsbürgertum hat hier seine Werte Verankert und sie so kulturell gesichert und sich zugleich von anderen Schichten abgesetzt.

Heute hat noch jemand nach "geschichte Einlauf" gesucht. Es gibt also scheinbar sogar eine empirische WIssenschaft zum Einlauf. Ich habe das Phänomen unterschätzt.
So, muss weiterlesen, um deine Literaturfragen irgendwanneinmal beantworten zu können.

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Du hast die richtige Einstellung, die Klausur ist vorbei, wie es war ist egal und das naechste Thema wartet. Diese Haltung ist gut fuer die Disziplin und fuer wie wichtig ich Disziplin halte, weisst du ja mittlerweile. Denn nur Disziplin und nichts als Disziplin kann auf Dauer...

Die vergessenen Kopien sind kein Problem. ich warte erstmal auf deinen Brief und schaue mal, ob ich die oder andere Seiten ueberhaupt brauche. Ich muss sagen, dass du mit deinem Thema der Literaturwertung (und das laesst sich ja beliebig auf jegliche kulturellen Produkte ausweiten) eine hochinteressante Problematik angerissen hast. Ich bin gespannt, ueber weitere Kritieren zu einer Grenzziehung zu hoeren, aber meine Uberzeugung, dass da zumindest teilweise auch ein ganz primitiver Elitismus hinter steckt, wirst du schwer ins Wanken bringen koennen. Alleine schon die vielgebrauchte Metapher des Opiums: Dies impliziert ja den manipulierbaren Leser, unmuendig und unkritisch und zugleich auf der anderen Seite die willentlich manipulierenden Autoren solcher Trivialliteratur und die dahinter stehende, profitorientierte Industriemaschinie. Aber schon der Ansatz, die Perspektive auf diese Grenzziehung unterliegt in meinen Augen eines Elitismus. Beim Drogenkonsum diskutieren doch auch nur Buerokraten ueber die Wirkungen, um Himmels willen, den Kontrollverlust, das Ausgeliefertsein, ja, letzlich sogar die organisierten Dealer, die ihre Opfer verfuehren, abhaengig machen und auspressen. Aber geht es nicht um Konsum? Wenn jemand zum Koks greifst schreit ja auch keiner: Oh Gott, den populaeren Scheiss tu ich mir echt nicht an, komm wir hauen ab und rauchen Crack. Es ist also eigentlich gar keine Frage der Grenzziehung, weil es um etwas ganz anderes geht.
Auf der anderen Seite ist dann aber, wie schon erwaehnt, doch wieder der Wunsch nach einer klar definierbaren und legitimierten Grenze da, wenn man nach "The Day after Tomorrow" aus dem Kino kommt und nicht Teil der begeisterten Masse sein will. Dennoch, ich sehe Elitismus ganz eindeutig als fehlende Toleranz und letztlich als Problem der Persoenlichkeit. Ganz klar soll das aber nicht im Geringsten bedeuten, dass eine Diskussion ueber die Wirkungsmechansimen der Industrie, der Profitinteressen, Massenproduktion und Marketingmaschinerien und auch Verfall von Kultur im Hinblick auf eine Verringerung der Bandbreite unterschiedlicher Qualitaeten ueberfluessig waere. Nur muss diese Diskussion nicht mit Elitismus zusammenfallen.

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Moin Moin,
erste Klausur ist überstanden und in der Tat habe ich keine Ahnung wie es war und vorallem auch keine Zeit mir daüber gedanken zu machen. Das nächste Thema wartet schon.
Dein Elitismusproblem ist eine sehr interessante Frage. Ungefähr darüber schreibe ich meine Deutschklausuren, da es ein Problem der literarischen Wertung ist und auch eines des Kanons. Ich wollte doch den Leslie Fiedler-text lesen, habe den aber nur auf englisch gefunden und das wollte ich mir nicht antun. Ich glaube, da geht es um genau das Thema. Der Aufsatz heisst: "Cross the border-close the gap". Überhaupt scheint der Fiedler ein cooler Typ zu sein. ISt glauhe ich Prof für entlische Literatur. Vielleicht hast du ja mal Lust den nicht langen Text zu lesen und kannst mir berichtet.
Ich habe nur ein Unterschiedsmerkmal zwischen "hoher" Literatur und Trivialliteratur im Kopf und das ist das der Konventionen. Nämlcih, dass Trivialliteratur bestehende Konventionen oder auch Vorurteile bestätigt, während "hohe" Literatur gerade diese hinterfragt. Deswegen umsäuselt einen angeblich die Trivialliteratur wie das Opium das Volk. Sind jetzt aber wirklich nur noch rudimentäre Reste, die ich im Kopf habe, komme aber gerne später nocheinmal daruf zurück, wenn ich wieder voll in den Themen drinstecke.

Deine Kopien sind rausgegangen. Das hat Verschicken hat 8€ gekostet. Und als ich zu Hause war, was finde ich da? Die ersten drei Seiten vom Mediensystem der BRD.
ICh kannd dir die direkt hinterherschicken oder du wartest auf das erste Paket, schaust durch, ob ich keine Seiten vergessen habe und dann schicke ich die drei Seiten der BRD und die vergessenen. Wie du willst, ist mir egal....

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